Mittwoch, 27. Juni 2012

Finally

Nun gut, seit etwas mehr als drei Wochen atme ich wieder deutsche bzw. österreichische Höhenluft und ich muss schon sagen, sie bekommt mir sehr gut. Zu blöd nur, dass der Alltag schon nach wenigen Tagen wieder fester Bestandteil war, die Bräune über Nacht ausgeblichen ist und die Flip Flops festen Schuhen weichen mussten. Nichtsdestotrotz habe ich in den letzten fünf Monaten so viel Sonne getankt, dass mir der regenreiche deutsche Sommer nichts mehr anhaben kann.

Noch immer findet sich regelmäßig in Rucksäcken und in diversen Hosentaschen feiner Muschelsand, der sich in jede Ritze krallt - ich freu mich jedesmal. Langsam realisiere ich, was mir die Zeit in Mauritius gegeben hat und dass sich das Abenteuer „Indischer Ozean“ zufrieden betrachten kann. Mir drängte sich in den letzten Tagen die Frage auf: „Was vermisse ich und was nicht?“ Hier das Ergebnis.

Ich vermisse…

Mango-und Papayabäume und Kokospalmen im Garten. Ananas, die honigsüß sind, die Dachterrasse über den Häusern von Flic en Flac, Vani, die junge Mauritianerin, bei der es jeden Mittag Curry gab, die Wellen in der Bucht von Tamarin und die Lagunen innerhalb des Riffs, frischen Fisch in allen Variationen, die Einheimischen, die nur ganz selten Touristenvorurteile haben, den kleinen Obst-und Gemüsemarkt um die Ecke, die Wochenenden in der Kenzi-Bar und den einheimischen Reggea, Fußball am Strand, die Kochduelle mit dem Hofi, Green Island Rum, Barfußlaufen und salzige Haut.

Ich vermisse nicht…

den Linksverkehr, die Ameisenstraße durch mein Zimmer, den überfüllten Strand am Wochenende, das Verkehrschaos zur Uni, die fliegenden Händler am Strand, Stromausfälle, Seeigel, Darmerkrankungen und die Hunde-Cliquen die sich nachts heulend herumtrieben.

Wie unschwer zu erkennen, ist die Liste der "Ich vermisse" übermächtig - so schön war es. Zudem ist zu sagen, dass die Uni auch zu einem sehr gelungenen Auslandssemester beigetragen hat. Gute Organisation und motivierte Lektoren, die fachlich und menschlich top ausgebildet sind haben das Leben am wunderschönen Campus definitiv bereichert. Ich kann jedem sehr ans Herzen legen ein Auslandssemester in sein Studium zu integrieren. Es ist halt doch ein gewaltiger Unterschied ein Land und dessen Kultur über Monate hinweg kennenzulernen, als für zwei Wochen irgendwo Urlaub zu machen! Ich denke es spielt keine wirklich große Rolle welche Wahl des Ortes man trifft, sofern die Begleitung stimmt und es nicht Nykøbing Falster in Dänemark (kleiner Insider) ist. 

In diesem Sinne, vielen Dank für die GEILE Zeit! Danke an meine Eltern. Danke an den Hofi, mit dem jeder Tag ein Mordsspaß war. Danke an meinen Bruder, der mich einen Monat besucht hat und danke an die Ella für die vielen Skypestunden. Und natürlich ein herzliches Vergelt´s Gott an alle, die so kräftig meinen Blog gelesen und kommentiert haben. Ich bin stolz!

Montag, 7. Mai 2012

One of those days...

Diese Momente sind selten geworden. Als Kinder haben mein Bruder Manuel und ich fast jede freie Minute miteinander verbracht. Nun ist sein vierwöchiger Besuch auf Mauritius viel zu schnell vergangen. Genutzt haben wir die Zeit wie früher und haben viel erlebt.

Wir wurden über gemeinesame Freunde auf eine Geburtstagsparty einer mauritianischen Familie eingeladen.


Die 7-farbige-Erde ist ein Areal im Süden der Insel an dem keine Pflanzen gedeihen. Auf etwa 2 Hektar liegt Erde, die je nach Sonneneinstrahlung ihre Farbe wechselt. Das Phänomen der 7 Farben ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig gelöst worden. Interessant ist die Erde schon, allerdings hält die Fahrt dort hin weitaus atemberaubendere Ausblicke bereit.



Die Saison für Thunfisch und Dorado ist gerade in vollem Gange und die Fischer haben viel zu tun. Wir haben einen sehr Erfahrenen für uns gewinnen können. Big-Game-Fishing wie es so schön heißt wird auf dem offenen Meer betrieben in Tiefen bist 200 Meter. Wir hatten Glück und waren sehr erfolgreich.


 Die Rochester-Falls sind gut versteckt inmitten endloser Zuckerrohrfelder. Wir haben sie trotzdem gefunden. Das erstaunlich kühle Süßwasser, das auf Mauritius sehr rar ist, pushte uns zu einer kleinen Jump-Session – knapp 10 Meter waren es.


Einen perfekten Platz zum Klippenspringen gibt es in Pointe aux Sables. Mit unserem Freund Kenny, der uns an die Stelle führte, mussten wir allen Mut zusammennehmen, um die 13 Meter bewältigen zu können. 

Mit dem Speedboat fuhren wir, geschwind wie der Wind, vorbei an Wasserfällen zur Ile aux Cherfs. Diese vorgelagerte Insel wäre ein wahrer Traum, wenn die Massen an Touristen nicht wären. Das Mittagessen entschädigte uns. Auf der anderen Seite von Ile aux Cherfs, hinter einem Golfplatz, gibt es kleine leere Strände. Dort dinierten wir Capitan, ein regionaler Meeresfisch, Hummer und gegrillte Banane. Man gönnt sich ja sonst nichts…


Wir fanden abgeschnittene Haifischköpfe in der Bay of Tamarin und waren auf erkundungstour in Yemen. Der Yemen ist eine sehr ländliche und ursprüngliche Gegend zu der nur schmale nicht asphaltierte Straßen führen.


 Ein wahres Highlight des letzten Monats war die Feuerjonglage auf unserer Dachterrasse. Manu ist ein wahrer Artist, der seine Pois, Brennkörper an einer Kette, schwer im Griff hat.


Soweit so gut für den vergangenen Monat. Viel Zeit bleibt nicht mehr übrig und die letzten vier Wochen werden wie im Flug vergehen. Zudem stehen noch die Bachelorarbeit und einige Prüfungen auf dem Programm. Ich werde es mir trotzdem gut gehen lassen.

Cheers
Euer Dennis

Sonntag, 1. April 2012

Piraterie


Um die Entdeckung Mauritius´ ranken sich viele Mythen und Sagen. Erstmals entdeckt wurde sie voraussichtlich schon im 10. Jahrhundert von den Arabern. Sie kämpften sich mit kleinen, windigen Booten von Yemen oder dem Oman aus durch den Golf von Aden, über die Arabische See, durch den Indischen Ozean bis nach Mauritius. Zu etwa der gleichen Zeit versuchten es auch die Malaien, die mit ihren Longtails quer durch den Indischen Ozean mussten. Dies sind jedoch nur wage Geschichten und Vermutungen. Sollten sie dennoch so geschehen sein, so mussten wohl, in Anbetracht der damals vorherrschenden „Nussschalen“, viele Versuche mit dem Leben bezahlt werden.

Was jedoch dokumentarisch belegt und überliefert ist, ist die über mehrere Jahrhunderte andauernde Kolonialzeit. Begonnen hatte alles mit den Portugiesen. Ab dem 16. Jahrhundert nutzten sie Mauritius als Stützpunkt bei der Überfahrt nach Indien. Die erste wirkliche Besetzung erfolgte Ende des 1600. Die Niederländer nahmen ohne wirkliche Schwierigkeiten die Inseln, unter der Leitung von Admiral Warwick, ein. Ihre unblutige Herrschaft dauerte gut 100 Jahre. Anfang des 18. Jahrhunderts rissen sich die Franzosen Mauritius unter den Nagel und tauften sie kurzerhand in „Île de France“ um. Unter ihrer patriarchalischen Herrschaft rekrutierten sie Sklaven aus Ostafrika, die Zuckerrohrplantagen anlegten und sie bestellten mussten. In einer äußerst grausamen Schlacht eroberten die Briten Mauritius durch die strategisch kluge Hand von Kommodore Josias Rowley. Unter der schützenden Haube des Britischen Weltreichs fristete Mauritius nunmehr ein Dasein mit Sklaverei und Ausbeutung durch den „Weißen Mann“. Erst 1968 entließen die Briten Mauritius in Unabhängigkeit. Bis zum heutigen Tag gehören die Maskarenen zum Commonwealth.

Und jetzt zum spannenden Teil - was die Meisten nicht wissen und was nicht in den wissenschaftlich fundierten Plattformen wie Wikipedia und Co. steht ist, dass die Deutschen bereits im 14. Jahrhundert ihre Finger im Spiel hatten…

Wir schreiben das Jahr 1392. Klaus Störtebeker ist mit 32 Jahren in der Blütezeit seiner Karriere als Pirat. Seinen Nachnamen verdankt er seiner unglaublichen Trinkfestigkeit. Als einziger in der Hamburger Hafenspelunke, „Zum h Haken“, konnte er einen 4-Liter-Humpen in einem Zug austrinken. Sein doch recht zweifelhaftes Renommee verdankt er jedoch seinen Taten als einer der fünf berüchtigten Kapitäne der Vitalienbrüder. Störtebeker war lebtags mit seinen Eroberungen in der Nord- und Ostsee nicht wirklich zufrieden. So trommelte er eines Abends eine Crew aus Seeräubern zusammen, die seines gleichen suchte.

Mit seinem Dreimastschoner, der Bunten Kuh, begann seine lange Reise in Richtung Indischer Ozean von Hamburg aus. Die Fahrt durch den Golf von Biscaya bis nach Santiago de Compostella stellte keinerlei Schwierigkeiten dar, da dies die Heimatgewässer Störtebekers waren. Ab diesem Zeitpunkt konnten die Piraten nicht mehr auf Seekarten zurückgreifen und nur noch nach der Sonne und den Sternen navigieren, da nun unbekannte Meere vor ihnen lagen. Ihre Reise führte sie über 6000 Seemeilen vorbei an der westafrikanischen Küste ans Kap der guten Hoffnung. Von dort aus waren es nunmehr vier Wochen auf hoher See bis nach Mauritius. Dort angekommen gingen die Deutschen unweit des heutigen Flic en Flac an Land. Aufgrund der üppigen Flora und Fauna sollte es den Piraten an nichts fehlen. Überall gab es süße tropische Früchte und Tiere. Die Dronte, besser bekannt als Dodo, lieferte reichlich Fleisch. Dieser große flugunfähige Vogel war einfach zu jagen, da er keine Menschen kannte und deshalb sehr zutraulich war. Die Ausrottung des Dodos geht sehr wahrscheinlich ebenfalls auf das Konto von Störtebeker und seiner Crew. 

Von da an enterten die Seeräuber jahrzehntelang die vorbeifahrenden Handelsschiffe der Franzosen, Briten und Portugiesen. Die Männer rund um Störtebeker verbreiteten nicht nur Angst und Schrecken in den Gewässern der Maskarenen, sie brachten auch ein Stück deutsche Kultur mit nach Mauritius. Auf den Folgenden Bildern konnte ich noch einige Überreste Störtebekers Einfluss auf Mauritius fotographisch festhalten.



 


Freitag, 23. März 2012

UOM

Nach Durchsicht meines Blogs stellte ich gerade überrascht fest, dass ich bis dato noch nicht über mein Studienleben berichtet habe. Nachdem ich ja hier auf Mauritius nicht nur zum Vergnügen bin, hier ein neues Blog zum Thema.

Wappen der UOM
Extrem verstopfte Straßen und auch der Highway ist überfüllt mit Bussen, Motorrädern, Autos und Fußgängern. Ja, richtig gelesen, Fußgänger! Hier auf dem Highway gibt es Bushaltestellen und demnach auch Fußgänger, die sich ihren Weg durch das Vehikel-Dickicht bahnen. Nach einem kleinen aber feinen Kohlenstoffmonooxid-Flash, den bekommt man bei offenem Fenster und einem Duzend Kreisverkehre später, biege ich ab nach Redúit. Dort befindet sich die University of  Mauritius, auch liebevoll UOM genannt.

Zentral in der Mitte der Insel gelegen erscheint der Campus der UOM wie ein Bild aus diversen US-Serien. Viele Grünflächen, Cafés und Kantinen machen die Pausen zu einem wahren Socialize-Melting-Pot. Hier verbringen die Studenten ihr halbes Leben auf dem Weg zum Master Degree. Universität ist hier nicht nur die lästige Pflicht zur Kür, sondern vielmehr eine Art Freizeitbeschäftigung. Hier treffen sich Freunde, um gemeinsam Sport zu treiben, Musik zu machen, Karten zu spielen und einfach gemeinsam den Tag zu bestreiten. Das in der Gruppe verbrachte Unileben hat in Mauritius einen wesentlich höheren Stellenwert als im deutschsprachigen Raum. 

Zu den Vorlesungen kann gesagt werden, dass sie sich schon erheblich von meinen bisherigen Erfahrungen unterscheiden. Das Thema Pünktlichkeit, das man ja als Deutscher mit der Muttermilch aufsaugt, ist hier in Mauritius komplett zu vernachlässigen. Die Lektoren kommen und gehen wie es ihnen passt. Auch Telefongespräche werden seitens der Professoren dankend angenommen, um ein wenig frische Luft schnappen zu können. Wenn jedoch gearbeitet wird, dann stets interaktiv und mit viel Praxisbezug. Was während der Vorlesung zu kurz kommt, muss im Rahmen von Projektarbeiten, Casestudies, Referaten und Businessplänen in Eigenregie aufgearbeitet werden. Somit wird es auch an den unifreien Tagen niemals zu langweilig.

Sprachlich gesehen können die Lektoren in drei Kategorien eingeteilt werden:

  1. Der Lektor spricht perfekt und akzentfrei Englisch, weil er oder sie in Großbritannien oder den USA studiert hat.
  2. Der Lektor spricht sehr gutes Englisch, jedoch mit einem starken französisch-asiatischen Akzent. (Hier wird es schon etwas schwieriger zu folgen)
  3. Der Lektor sprich mittelmäßiges Englisch und wechselt deshalb ständig zwischen Englisch, Französisch und Kreol. (In Teilen fast gänzlich unverständlich)

Was meine Kommilitonen anbelangt: Sie können nahezu perfekt Englisch schreiben, dafür aber ziemlich schlecht sprechen. Sie können sich perfekt auf Französisch unterhalten, dafür aber kaum schreiben. Sie können alle Kreol sprechen, da das ihre gemeinsame Muttersprache ist. Jedoch gibt es im Kreol keine eindeutig definierte Schrift. Für Experten und Wissenschaftler der Linguistik ist Mauritius auf jeden Fall ein spannendes Thema. Und nicht nur für diese…

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Euer Dennis

Dienstag, 13. März 2012

Marketing 3.0

Einmal erwischt es jeden! Getreu dieser tropischen Maxime musste ich mich in den vergangenen Tagen einer relativ hartnäckigen Lebensmittelvergiftung beugen. Fast genesen, gibt es nach dieser unfreiwilligen Pause wieder spannende Neuigkeiten vom „Projekt Mauritius“.

Billboards soweit das Auge reicht – so präsentiert sich der einzige Motorway, der den Norden der Insel mit dem Süden verbindet. Eine Plakatwand sticht mir jedoch sofort ins Auge und zwar die von Philip Kotler. Der Marketing-Guru aus den USA gilt seit seinem Standardwerk „Marketing Management“ aus dem Jahr 1967 als der Begründer der modernen Marketinglehre. Unzählige male zierte er die Literaturverzeichnisse der Skripte meiner Vorlesungen in Innsbruck und jetzt sollte ich die Chance bekommen ihn persönlich zu treffen - so war es.

Ende Februar lud die Whitefiel Business School zu einem Tagesseminar, in dem sich alles um das Thema Marketing 3.0 drehen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Marketing 1.0 und 2.0 treue Begleiter meines Studiums der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Von Marketing 3.0 hatte ich noch nie gehört! Gemäß der Terminologie, sollte das Thema des Seminars als eine Art Aufbau abgehandelt werden – so viel war klar.

Versammelt hatte sich die wirtschaftliche und politische Elite Mauritius´ in einem äußerst modernen Komplex in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Port Louis. Etwa 1000 Menschen aller Herrenländer strömten in den voll klimatisierten Hörsaal, ehe die Vorstellung begann. Den Einstieg absolvierte Philip Kotler mit einer relativ kleinstrukturierten Wiederholung aller wichtigen Elemente von Marketing 1.0 und 2.0. Diese dauerte bis weit über die Mittagspause hinaus und brachte für mich nicht wirklich viel Neues. Alles in allem war es eine feine Wiederholung bereits vorhanden Wissens.

Das letzte Viertel war aufgeteilt in die Einführung von Marketing 3.0 und einer anschließenden Diskussion. Leider referierte Philip Kotler nur sehr Begrenzt über sein neues Thema. Vielmehr hatte ich den Eindruck er wolle sein Buch zum Thema promoten welches im Anschluss erworben werden konnte. Um euch trotzdem einen kleine Einblick in die Änderungen der Marketingwelt laut Kotler zu geben, ist hier eine Folie aus seiner Präsentation.

 Abschließend kann gesagt werden, dass das Seminar sehr interessant war und sich die knapp 100 Euro Eintritt auf jeden Fall rentiert haben. Am meisten beeindruck hat mich die unglaubliche Lockerheit, mit der Philip Kotler referiert hat. Er sprach den ganzen Tag ohne jegliche Hilfe von Spickzettel, noch schaute er auf seine Folien. Das war großes Kino!










Sonntag, 26. Februar 2012

in between


Persönlich bin ich sehr offen und aufgeschlossen gegenüber mir fremden Kulturen, Gebräuchen und Religionen. Doch gerade erlebe ich Mauritius als einen Art Schmelztiegel, der mir in den vergangenen Tagen die ein und auch andere nachdenkliche Minute bereitet hatte.

Grund dafür ist der vergangene Freitag, an dem sich viele lose Gedanken sortieren sollten. An diesem besagten Tag, versammelten sich geschätzte 1000 Studenten im Auditorium Maximum, um einem Konzert einer sehr erfolgreichen Band aus Mauritius zu folgen. Die Band, deren Name ich vergessen habe, spielte Sega. Das ist ein Tanzmusik-Stil der alle Menschen auf der Insel vereint. Das Konzert war angesetzt von 13.30 Uhr bis 18 Uhr. Das machte mich schon etwas stutzig, da bei uns bekanntlich niemand mehr vor Mitternacht zum Feiern geht.

Ich, natürlich mittendrin, versuchte mich dem Sega anzupassen um zwei Stunden später Tropfnass in Begleitung einiger Kommilitonen nach draußen zu gehen. Dort angelangt begann eine, für mich sehr interessante und aufschlussreiche, Diskussion über die allgemeinen Unterschiede zwischen der westlichen Welt und Mauritius. 

Ein 22 Jahre altes muslimisches „Mädchen“ erzählte mir, dass sie spätestens um 19 Uhr daheim sein müsse, sonst bekäme sie Ärger mit ihren Eltern. Als ich ihr ein wenig und das waren nur die harmlosesten Sachen, aus Deutschland erzählte, wie frei junge Frauen dort sind, hatte ich das Gefühl ihr Weltbild gesprengt zu haben. Auf ihre weiteren Ausführungen hin, sie habe noch nie einen Schluck Alkohol getrunken, noch nie eine Zigarette geraucht geschweige denn einen Jungen geküsst, sprengte sie mein Weltbild. Diese Grundeinstellung ist für Moslems und Hindus, die die große Mehrheit in Mauritius bilden, gleich! 

Mit dieser neuen Erkenntnis im Gepäck konnte ich, die für mich oft sehr fremden und undurchsichtigen Abläufe, besser verstehen. Was mir jedoch noch immer wie eine Thrombose in den Adern steckt ist die Geschichte eines jungen Arztes, den ich einen Tag zuvor gennengelernt habe. Er erzählte mir, er sei sehr in ein Mädchen verliebt und sie auch in ihn. Beide wohnen im selben Ort in Mauritius und deshalb sehen sie sich fast jeden Tag. Was die beiden daran hindert ein Paar zu sein, ist ihre unterschiedliche Religion. Sie ist Moslem und er Hindu, erzählte er mit gedrückter Stimme und mir abgewandten Blick. Er leidet sehr darunter, das sah ich ihm an. Aber was soll er machen? Nachdem ich gerade eine Fernbeziehung nach Bangkok führe kann ich ein wenig verstehen, was Distanz bedeutet. Doch je mehr ich über den Zustand, in dem sich die Beiden befinden, nachdenke, desto mehr drängt sich mir die Frage auf: "Sollte Liebe nicht, soziale, religiöse und auch kulturelle Grenzen brechen und als ein großes Ganzes über allen Dingen stehen?" Was sagt ihr dazu?

Montag, 13. Februar 2012

Giovanna

Der Name „Giovanna“ hört sich weder bedrohlich noch hinterhältig an, außer es ist der Name eines ausgewachsenen Zyklons der Klasse 3 von 4. Das erste Mal als ich von Giovanna erfuhr war Freitagmorgen gegen 2.30 Uhr im „Shots“. Das ist eine Open-Air Discothek in Flic en Flac, welche Potential hat unsere Stammkneipe zu werden.

Am darauf folgenden Abend, sprich Samstag, hatte sich das Wetter um 180° gedreht und statt Sonnenschein erwartete uns viel Wind, mit Böen um die 130 mph und gewitterartige Regenfälle. Natürlich verfolgte ich die aktuellen Nachrichten via Internet und Radio. Die Experten erwarteten, dass Giovanna Mauritius nur streift und das Zentrum etwa 250 Kilometer nordöstlich vorbeiziehen würde. Wie prognostiziert war es dann auch und der Spuk hatte so schnell ein Ende wie er gekommen war. Wir sind sehr froh darüber, dass es vorbei ist, da dem Satellitenbild nach zu urteilen, der Zyklon die Größe Deutschlands hatte.

Aktuell nimmt Giovanna Kurs auf Madagaskar. Die Breaking News verheißen schlimmes: Since this morning, Giovanna has exploded into a monster hurricane – bleibt nur zu hoffen, dass alle vorbereitet sind.

Giovanna hatte auch ihre guten Seiten, zumindest für uns. So brachte sie uns stürmische See und somit perfekten Swell in der Bay of Tamarin für den heutigen Tag. Im Surfführer heißt es in der Kategorie „Hazards“ für Tamarin - Sea urchins and be aware oft he s harks! Gegen die Seeigel hatten wir Neoprenschuhe eingepackt und die Haie waren vergessen als wir die Brandung sahen….

Nachdem ich insgesamt drei Stunden im Wasser verbracht hatte, dabei etwa fünf Liter Salzwasser schluckte und doch einige Male das Gefühl hatte in einer Waschmaschine zu sein, traten wir vollkommen erledigt, aber sehr zufrieden den Rückzug an. Nachdem es für mich beim Surfen noch viel Luft nach oben gibt, geht’s direkt morgen früh weiter.

unknown surfdude


Chris beim Anpaddeln
durchgespühlt, erledigt aber zufrieden

Samstag, 11. Februar 2012

Einen Earl Grey bitte!


…die letzten vier Monate hatten uns alles abverlangt. Meterhohe Wellen, Tage ohne Wind und Piraten am Kap der guten Hoffnung. Doch nach knapp 8000, sehr durchtriebenen, Seemeilen erreichten wir mit dem kleinen französischen Zweimaster unser Ziel. Vor uns lag Mauritius – wild, tropisch, schön und nahezu unbewohnt…
 
So oder so ähnlich könnte es Joseph Marie Corson 1792 in sein Logbuch geschrieben haben, als er von der Bretagne aus Mauritius erreichte. Knapp 100 Jahre später war es sein Enkelsohn Joseph Jules Corson, der als Erster in den Bergen von Bois Cheri, im Süden der Insel, Schwarztee aus dem damaligen Ceylon kultivierte. Genau diese Plantage habe ich, in Begleitung meines Kollegen, vor einigen Tagen besucht. Das Teegut ist nach wie vor im Besitz der Familie Corson und ist über die Jahrzehnte stetig gewachsen. Heute umfasst die Fabrik etwa 50 Arbeiter, einer jährlichen Produktion von 450 000 Kilogramm Tee und 1,4 Millionen Euro Jahresumsatz.

Der Weg nach Bois Cheri ist recht einfach zu finden. Eigentlich ist alles auf der Insel einfach zu finden, da genau ein Highway vom Norden in den Süden führt. Irgendwann muss nur die richtige Ausfahrt erwischt werden und voilà, das Ziel ist erreicht. Für mich, als Besitzer eines Orientierungssinns wie eine Blindschleiche, ist das wie der Himmel auf Erden.

Die Teeplantage selber ist geprägt, wie wir es aus den Dokus kennen. Weite Felder, auf denen die Sträucher etwa einen Dreiviertelmeter in die Höhe ragen. Die vermummten, sich vor der Sonne schützenden Teepflückerinnen, die riesige Säcke auf ihren Köpfen balancieren und ein wunderschönes Kolonialgebäude inmitten der Plantagen.

Nachdem Mauritius touristisch fast gänzlich erschlossen ist, ist auch in der Teefabrik alles auf ein internationales Publikum ausgelegt. Mit einem kleinen Museum, indem die Geschichte rund um das Aufgussgetränk zum Besten gegeben wird, beginnt die Tour und endet mit dem Tea-Tasting in der Kolonialvilla.

 „Two leaves and a bud“ – nach dieser uralten Teeregel werden auch in Bois Cheri die obersten beiden Blätter und die Knospe per Hand gepflückt und zur Fabrik gebracht - dort beginnt die Verarbeitung.

Zuerst werden die Blätter ausgebreitet, 24 Stunden vorgetrocknet und anschließend zerkleinert, um sie auf die Fermentation vorzubereiten. Bis zu diesem Arbeitsschritt besitzt der Tee noch kein Aroma. Nach der Fermentation ist der, nun braun gewordene Tee haltbar und besitzt seinen typischen Geruch. Nun wird die übriggebliebene Feuchtigkeit entzogen und die Stiele entfernt, um den Tee anschließend nach Größe  sortieren zu können. In Säcken muss er weitere drei bis vier Monate kühl und trocken gelagert werden, damit sich das Aroma weiter verfeinert. Danach wird der fertige Tee entweder in 500g Pakete oder in Teebeutel verpackt. Teilweise werden dem Tee, vor dem Verpacken, weitere Aromen wie Zitrone, Kokosnuss, Ingwer oder Früchtemix, in Form von ätherischen Ölen, beigemischt. Kaum zu glauben, aber bis der Schwarztee bei uns in der Tasse landet, sind ganze neun Arbeitsschritte notwendig. Viele davon geschehen hier auf Mauritius noch per Hand. 

Für meinen Teil fand ich es sehr spannend direkt vor Ort zu sehen, was in Europa und in der Welt in den Handel gelangt. Wie gesagt, bisher kannte ich die Teeproduktion nur von der Mattscheibe, jetzt bin ich „Experte“.
Blick über die Teesträucher in Richtung Küste
Teeplantage und Botanischer Garten in einem

erste Trocknung

Fermentation

Tee nach der Fermentation

ab in die Welt...

Tea-Tasting